(Text: Kristine Luckau)

Norman Mayn


Norman Mayn ist ein deutscher Medienkünstler, Maler und Tierschutzaktivist. Seine Werke thematisieren auf rituelle Weise einen archaischen Urschmerz, die Diskrepanzen, Spannungsfelder sowie Folgen menschlichen Seins und Wirkens auf der Erde im Kontext einer übersättigten und gleichzeitig leeren Gesellschaft. Der Mangel an umfassender Beschreibung der postmodernen Welt wird in Mayns visueller Sprache durch das Reduzieren und Ausbleiben, gleichsam dem Fassen brüchiger, scheinbar rasch diffundierender Momente übersetzt. Nichtfarben, Schwarz, Weiß und klare Materialwahl bestimmen das Gesamtwerk, in dem Mayn besonders die Grenzen zwischen den verschiedenen Medien und Materialien auslotet, verschiebt und aufhebt. Mayn lebt und arbeitet in Berlin, der Lausitz und Spanien, wo er sich der umfassenden Erforschung, Beschreibung, Kontextualisierung und Archivierung umgebungsbedingter Phänomene widmet sowie zunehmend auch in die Bereiche Klang und Komposition musikalischer Werke vordringt. “Viele Reisen, Beobachtungen und das erfassen von Orten, die menschliches Wirken erfahren haben, waren mir die größten Lehrmeister: Wie all unsere Kulturen, reich an prachtvollen Wesen und Landschaften, eben diesen solch unermessliches Leid zufügen können, war mir seit jeher ein großes Mysterium und fasziniert mich auf schmerzliche Art und Weise.” Die geschundene Kreatur, besonders in Gestalt der Tiere, wurde zu einem Leitthema. Über Mayns Arbeiten scheint ein Schleier der Erinnerungen zu liegen, der erahnen lässt, dass auch eine fragile Kindheit und wilde Jugend in Berlin spuren hinterlassen haben müssen. Spuren die es zu lesen Wert sind.


Das Studio


2020 verlagerte Mayn Lebens- und Schaffensmittelpunkt in die Niederlausitz und begründete das Studio Mayn als experimentelle Schnittstelle künstlerischen Wirkens im Einklang mit der Umgebung. Das Studio befindet sich südlich von Berlin und nördlich von Dresden, nah genug um weiterhin an die kulturellen Zentren angebunden zu sein und weit genug, um die nötige Stille und asketische Zurückgezogenheit zu erfahren, die seine Werke bedürfen. Die Lausitz ist, ebenso wie Mayns Arbeiten, ein Ort voller Gegensätze: Licht und Dunkel, Heide und Hochwald, märkischer Sand und Wasser, alte Militärstandorte und Wildnis, sie alle koexistieren und gehen eine Symbiose ein. Die fragmentierten Erinnerungen und das Erbe der intensiven Ausschöpfung fossiler Güter, lassen sich hier besonders gut recherchieren, beobachten und beschreiben. Die Lausitz ist ein Ort voller Geschichten, Spuren und Erinnerungen. Das Studio Mayn sieht sich unmittelbar als Teilhaber dieser Umgebung und nicht als Exil fernab des städtischen Kulturumfeldes. Es ist ein Ort des Schaffens aber auch des Stillstandes, eine Herberge für die rennende Zeit, die sich nach Erholung sehnt. Innerhalb Deutschlands gibt es kaum einen Ort, mit dem sich die Arbeit Mayns so intensiv verknüpfen lässt, wie diesen. Das Atelier sieht sich demnach auch als Medium der Übersetzung dieser Spuren in eine visuelle Sprache. Für die kommenden Jahre sind hier besondere Projekte und Kooperationen geplant. Derzeit ist das Atelier allerdings nur auf Anfrage für Besuche geöffnet, bitte vorher über das Kontaktformular melden. Wir freuen uns über jedes Interesse an der Arbeit und dem Prozess außerhalb von Galerien und typischen “Kunstorten”.


English


Norman Mayn is a German media artist and painter, photographer . His works ritually address an archaic primal pain, the discrepancies and areas of tension in human existence and work on earth in the context of a saturated and at the same time empty society. The lack of comprehensive descriptions of the postmodern world is translated in Mayn's visual language particularly through a reduction and omission, but also a grasp of fragile and seemingly quickly diffusing moments. Non-colors, black, white and a clear choice of materials determine the overall visual work. Ambivalence is part of his work, which can best be assigned to Informel and abstract expressionism. Mayn lives and works in Berlin, Lusatia and Spain. “The Iberian Peninsula in particular is and has been a teacher to me: How a culture – rich in magnificent creatures and nature – can cause such immense suffering through false pride and a pronounced penchant for drama has always been a great mystery to me and has fascinated me in a painful way." The tortured creature became a central theme. Mayn began painting, writing and learning various instruments as a child, was intensively involved with abstract painting in his youth and, after graduating from high school, began studying at the Berlin University of the Arts in the areas of art and media, including with Anna Anders. A veil of memories seems to lie over Mayn's works, suggesting that a fragile childhood and wild youth must have left their mark in Berlin. Traces that are worth reading.